MC JAGO
Shakespeare # HipHop # Verrat

Eine Theaterproduktion, die Shakespeares Othello in die Gegenwart versetzt und damit einem jungen großstädtischen Publikum zugänglich macht. Mit einem Schauspieler, der dem jungen Fernsehpublikum durch seine ehemalige Rolle bei GZSZ bekannt sein dürfte, und einem HipHop-DJ und Beatboxer als Begleitung liefert diese Inszenierung Theater in einer Form, die die Sehgewohnheiten eines jungen Publikums aufgreift.

MC JAGO ist eine Geschichte über Freundschaft, Neid – und darüber, wie jemand aus unkontrollierten Gefühlen das zerstört, was ihn hätte glücklich machen können.

Mit Felix Isenbügel

Text & Regie Kai Schubert

Musik & Beatbox Dizzech & QFormat

Premiere: Oktober 2012

Vorstellungen u.a. im Kriminaltheater Berlin, beim Poetenpack Potsdam, in der Loftbühne, im Cafe Theater Schalotte, Schlossplatztheater Köpenick, Outreach Bunker Steglitz.

„MC JAGO“ als moderne Shakespeare-Interpretation

Die bittere Konsequenz einer Entscheidung

von Sarah Kugler

Reue kann ein zermarterndes Gefühl sein. Eines, das nicht mehr loslässt, Leben blockiert, Neuanfänge hemmt und immer wieder den gleichen Gedanken wälzt: Wann hätte welche Entscheidung anders gefällt werden müssen? Eine Frage, die auch den Protagonisten des Theaterstückes „MC Jago oder Mein Freund O.“ umtreibt und ihn dazu bringt, sein bisheriges Leben noch einmal Revue passieren zu lassen. Die Inszenierung unter der Regie von Kai Schubert ist eine freie Adaption des Shakespeare-Dramas „Othello“ und wird in drei Aufführungen als Gastspiel beim Poetenpack im Potsdamer Q-Hof zu sehen sein. Am kommenden Sonntag hat es dort seine lokale Premiere, das Stück als solches existiert aber schon seit über zwei Jahren und die Rolle des Protagonisten Jago – oder auch „J“, wie es im Stück heißt – ist dem Hauptdarsteller Felix Isenbügel sehr ans Herz gewachsen.

„Die Figur hat mit mir persönlich nicht so viel zu tun und ist damit ein absolutes Geschenk, weil ich gegen meine eigene Persönlichkeit spielen muss“, so der 29-jährige Schauspieler, der zwar in Berlin geboren, aber zwischen Hamburg und Bremen aufgewachsen ist. Die Rolle sei eine große Herausforderung – und das gleich in mehrerer Hinsicht. Denn Isenbügel ist der einzige Darsteller des Stücks, der in einem langen Monolog von seinem Leben erzählt und Entscheidungen in Frage stellt. Die waren nicht immer klug und – wie auch in Shakespeares Vorlage – vor allem von Egoismus und Eifersucht geprägt. Gemeinsam mit seinem Freund „O“ ist er seit der Schulzeit in der Berliner HipHop Szene aktiv, hat ein entspanntes Leben und schließlich auch den ganz großen Ruhm. Alles gut, alles schön also, wäre da nicht J Dee, das Mädchen, in welches sich „O“ verliebt und das „J“ als Gefährdung für die langjährige Freundschaft ansieht. Mit böser Zunge intrigiert er gegen die Beziehung der beiden und schreckt am Ende auch vor drastischen Mitteln nicht zurück, um sein altes Leben wiederzubekommen.

Für Isenbügel ist es übrigens nicht der erste Auftritt in Potsdam. Bereits im letzten Jahr spielte er in der „Minna von Barnhelm“-Inszenierung des Poetenpack und dieses Jahr war er in dem Stück „Petersson und Findus“ zu sehen. Und auch darüber hinaus ist er viel an deutschen Theatern unterwegs, hat unterem am Berliner Ensemble gespielt und gehört zum festen Ensemble des Berliner Kriminal Theaters. Darüber hinaus war er auch vor der Kamera zu sehen – unter anderem zwei Jahre in der Daily Soap „Gute Zeiten Schlechte Zeiten“ oder arbeitet als Synchronsprecher. Schauspieler wollte er schon früh werden und fälschte sogar sein Zeugnis, um an der Schauspielschule Charlottenburg in Berlin studieren zu können, für die er mit 17 Jahren eigentlich noch zu jung war. Bereut habe er seine Berufswahl trotz vieler Höhen und Tiefen nie. Auch wenn er gerne mal einen Fernseh-Kommissar spielen würde, schlage sein Herz fast ein wenig mehr für die Bühne und für die Rolle des Jago sowieso.

„Eigentlich ist der Jago ein sehr zurückhaltender, schüchterner junger Mann, der seinen Freund anhimmelt und so sein möchte wie er“, sagt Isenbügel. Zu seinen Taten motiviert ihn schlicht die blinde Eifersucht – aber auch eine große Portion übersteigertes Ego – das vielleicht eine Art Reflex auf seine Schüchternheit ist. Für den Schauspieler sei genau das auch das zentrale Motiv des Stückes. „Alle Handlungsschritte von Jago zielen letztendlich darauf ab, das zu bekommen, was er möchte. Er ist wichtig, sonst nichts“, so Isenbügel. Ein Phänomen, das der Darsteller auch vermehrt bei jungen Menschen erkennt, die sich etwa in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Instagram penetrant selbst darstellen.

Trotz aller Starwünsche, die sein Charakter hegt, liege der Fokus des Stückes jedoch mehr auf der Freundschaft der beiden jungen Männer und auf der Macht der Worte. Nicht umsonst wird „MC Jago“ musikalisch von den HipHop-Beats des Duos „dizzech + Qformat“ untermalt und auch Isenbügel rappt einen Song, den er selbst geschrieben hat. „HipHop schafft es einfach am besten, diesem verbalen Battle der Intrige Ausdruck zu verleihen“, sagt er. Dabei gebe es immer Regeln und eine Kunstfertigkeit in der Sprache, der, wie in der Lyrik auch, Rhythmen und Formen angepasst werden müssen. Außerdem sei es immer noch ein Ausdruck der Jugend und an die richtet sich das Stück vor allem. Wie Isenbügel erklärt, ginge es auch darum, den Shakespeare-Stoff in eine moderne Form zu packen und so einem jungen Publikum nahezubringen. Die Motive, um die es im Stück geht, also Freundschaft, Eifersucht, Verrat und schließlich Reue, sind ja auch schließlich zeitlos und betreffen alle Menschen, egal welchen Alters.

Sarah Kugler

„MC Jago oder Mein Freund O.“ am 16., 22. und 23. August im Q-Hof, Lennéstraße 37. Die Karten kosten 13 Euro, ermäßigt zehn Euro

Erschienen in den Postdamer Neuesten Nachrichten am 13.08.2015 auf Seite 24